Zum Inhalt
Sowohl als Auch

TikTok Talks – Digitaler Aktivismus und die Zukunft der politischen Bildung

Vier Frauen stehen nebeneinander, hinter ihnen das Motto der Veranstaltung: TikTok Talks © Waldeyer​/​TU Dortmund

Am Dienstag, den 16. Januar, kamen Studierende und Beschäftigte der TU Dortmund im Internationalen Begegnungszentrum (IBZ) zusammen, um bei der Veranstaltung „TikTok Talks – Digitaler Aktivismus und die Zukunft der politischen Bildung“ im Rahmen der Diskussionsreihe „Sowohl als Auch“ des Gleichstellungsbüros der TU Dortmund über TikTok als Bildungsplattform zu diskutieren.

Zu Gast waren die Wissenschaftlerinnen Dilek Dipçin-Sarıoğlu und Mendina Scholte-Reh, sowie die TikTokerin Leonie Schöler (@heeyleonie). In ihren Vorträgen und der anschließenden Diskussion sprachen sie über das Selbstbild von Bildungs-Creator*innen, deren Content und die Potentiale und Grenzen politischer Bildung auf TikTok.

TikTok als Plattform für politische Bildung

Dass auf TikTok nicht mehr bloß Jugendliche tanzen, ist bekannt. Wissenschaftliche Forschung zu den Inhalten bei TikTok gibt es allerdings noch wenig. Mendina Scholte-Reh und Dilek Dipçin-Sarıoğlu haben für ihr Forschungsprojekt Bildungs-Creator*innen interviewt und Beobachtungen der sogenannten „For-You-Pages“ durchgeführt. „Viele Creator*innen, die Bildungsarbeit machen, machen das, weil sie einem selbstaufgelegten Bildungsauftrag nachgehen“, erklärte Dilek Dipçin-Sarıoğlu. Trotzdem ist die Gruppe der Bildungs-Creator*innen nicht homogen. Sie unterscheiden sich in ihrem Verhältnis zum Bildungsbegriff, wählen verschiedene Inhalte und Vermittlungsarten und pflegen einen unterschiedlichen Umgang mit ihrer Community. Die Wissenschaftlerinnen kommen in ihrem Vortrag zu dem Ergebnis, dass diese Bildungs- und Aufklärungsarbeit bestenfalls im Sinne einer kritischen politischen Bildung agiert, die Ursachen und Legitimation von Herrschafts- und Machtverhältnisse hinterfragt, aufdeckt und verbessert.

Auf TikTok gibt es beispielsweise Videos über rassismuskritische Kolonialgeschichte und Content über Geschichte aus bisher nicht präsenten Blickwinkeln. Gefragt wird etwa, was Frauen in der Geschichte erreicht haben, worüber nur selten oder gar nicht gesprochen wird. In den Kommentaren bedanken sich laut Aussagen der Creator*innen viele Nutzer*innen für die neuen Sichtweisen und fragen, „warum lernen wir sowas nicht in der Schule?“

Das fragt sich auch die Historikerin, Journalistin und TikTokerin Leonie Schöler. „Der Bedarf an diesen Informationen ist ja da“, sagt sie im IBZ. Sie erklärt wie soziale Netzwerke und TikTok Raum für Bildung über institutionelle Schranken hinweg bieten. Gerade mehrfach marginalisierte Perspektiven können hier eigene Themen setzen. Dabei findet ein ständiger Austausch zwischen Community und Creator*innen statt. Fragen in den Kommentaren bieten wieder Anlass für neue Videos.

Potentiale und Grenzen von digitaler politischer Bildung

Die meisten Videos auf TikTok sind maximal 60 Sekunden lang. In der Veranstaltung stellte sich daher die Frage: Macht das für Inhalte mit Bildungsanspruch Sinn? „Bildungscontent in unter einer Minute, das geht“, sagt Leonie Schöler. Natürlich könne sich so nicht jeder noch so kleine Aspekt unterbringen lassen, aber das ginge beispielsweise auf einer Museumstafel auch nicht. Gleichzeitig sei es möglich, mit mehreren separaten Videos verschiedene Aspekte eines Themas zu behandeln und somit auch größere Themen zu erfassen. In der Diskussion sprachen die Gäste zudem über das Potential, gerade jüngere Personen und Menschen mit geringer Affinität zu klassischen Medien mit Bildungsinhalten über TikTok zu erreichen. Kritisch diskutiert wurde aber auch über fehlende Medienkompetenz bei Nutzer*innen, um Inhalte einzuordnen und Falschinformationen zu erkennen und über die Gefahr neuer Hierarchisierungen und Machtverhältnisse, die sich auf TikTok etablieren können sowie die zunehmende Präsenz demokratiefeindlicher Inhalte.

Bei Sowohl als Auch werden Theorie und Praxis sowie Kultur und Wissenschaft aufeinander bezogen. Forschende Wissenschaftler*innen und Nicht-Wissenschaftler*innen diskutieren zusammen über ein übergeordnetes Thema, das als verbindendes Element den Rahmen der Veranstaltung liefert.

Sowohl als Auch